KLASSIK
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KLAVIERTRIO U. A.
Gidon Kremer. Giedre Dirvanauskaite.
Khatia Buniatishvili
ECM/Universal CO
(7V)
Üblicherweise unterstreichen Inter-
pretationen des Klaviertrios von
Tschaikowsky dessen imponierend
„konzertanten“ Aufriss durch hoch-
tönende Virtuosität. So auch die
beiden gängigen Referenzaufnah-
men mit dem „historischen“, klas-
sisch-autoritativ auftretenden Trio
Rubinstein-Heifetz-Piatigorski und
dem überbordend stürmischen En-
semble Argerich-Kremer-Maisky.
In ECMs Neuproduktion schlägt
Gidon Kremer, jetzt mit Partnerin-
nen aus seinem baltischen Musi-
kerkreis, dagegen ungewohnt inti-
me, echt kammermusikalische Tö-
ne an. Mit eindrucksvollem Ergeb-
nis: Gleich im ausgedehnten Ein-
gangssatz bleibt der geforderte
„elegische“ Ton nicht einmal mehr
an den Höhepunkten auf der Stre-
cke. Auch das kompositorisch nicht
ganz unproblematische Potpourri
der anschließenden Variationen
und das Finale gewinnen musika-
lisch Figur. Man hört Kammermusik
vom Feinsten - mit schlanken und
fantasievoll ausgefeilten Stimmen
einer auf Augenhöhe musizierenden
und traumhaft aufeinander einge-
henden Dreierformation, die sich
die Motive lebendig und in bester
klanglicher Balance zuspielt. Und
sogar an Stellen, die großen virtuo-
sen Zugriff erfordern (und bekom-
men), kann sich nirgends vorder-
gründig routiniertes Getöse breit-
machen. Besser, scheint mir, geht
es kaum.
Eine charaktervolle und hochsen-
sible Einstimmung in dieses souve-
räne Musizieren bietet das voran-
gestellte Trio „Spiegel“, das Victor
Kissine
2009
für Kremers Trio
schrieb und ihm widmete: Eine in
perfekter Transparenz dargestellte
20
-minütige Komposition, die einen
sehr weiten, meist nur sparsam von
knappen Motiven durchzogenen
Klangraum aufrollt.
Ingo Harden
MUSIK ★
KLANG
QC
Diverse Komponisten
A CELEBRATION OF
JOSEPH JOACHIM
Daniel Hope, Royal Stockholm Philhar-
monie Orchestra. Sakan Oramo u. a.
DG/Universal CD
(66’)
Joseph Joachims Wirken als Geiger
war bahnbrechend: Er trug maß-
geblich dazu bei. das Violinkonzert
von Beethoven auf dem Konzert-
podium zu etablieren, er wirkte mit
an der Gestaltung der Soloparts in
den Violinkonzerten von Brahms,
Bruch und Dvorak. Schließlich ge-
hörte Joachim noch zur Genera-
tion von Geigern, die selbst kom-
ponierten.
Daniel Hope hat hier eine per-
sönliche Hommage an Joseph Joa-
chim kreiert, die Kompositionen
vereint, die in irgendeiner Bezie-
hung zu dem berühmten Geiger
stehen. So ist Clara Schumanns
Romanze op.
22
Nr.
1
Joachim „in
Freundschaft“ gewidmet, der Na-
me der berühmten Sonate „F-A-E“
basiert auf Joachims Motto „Frei
aber einsam“. Von einem Konzert-
programm der Sängerin Amalie
Schneeweiß, Joachims Frau, ließ
sich Hope zu einer eigenen Bear-
beitung des Schubert-Liedes „Auf
dem Wasser zu singen“ für Violine
und Klavier anregen, die er mit Se-
bastian Knauer gefühlvoll zur Wir-
kung bringt. Nur zwei Stücke des
Programms stammen aus der Feder
von Joseph Joachim: die einprägsa-
me Romanze op.
2
Nr.
1
und das zar-
te Notturno op.
12
. Zwei Miniaturen,
die neugierig machen auf andere
Werke Joachims - etwa das groß-
formatige Violinkonzert Nr.
2
op.
11
,
in dem ungarisches Feuer lodert.
Hope wählte ats Eröffnungs-
stück und Hauptwerk der CD da-
gegen das erste Violinkonzert von
Max Bruch. Wie in Zeitlupe zele-
briert er das einleitende Solo und
schwelgt dann mit romantischem
Überdruck und etwas schwerblü-
tig durch die sattsam bekannte
Partitur.
Norbert Hornig
MUSIK ★
KLANG ★
KLAVIERTRIOS NR. 1 * 2
w :
Schweizer Klaviertrio
Audite/Edel SACD
(57’)
j
Wie schön muss Mendelssohns ers-
tes Klaviertrio klingen? „Nicht zu
j
sehr“, scheint die Antwort des
:
Schweizer Klaviertrios zu sein. Je-
;
denfalls ist der Ton kratzig, rauchig,
|
rau, den Angela Golubeva auf ihrer
j
Geige vorgibt. Vor allem dem Kopf-
j
satz des d-Moll-Trios ist damit sehr
j
geholfen. Er entrinnt der Gefahr, sich
zu sehr in seliger Melodiesingerei
!
aufzulösen. Leider schaden die rau-
en Tonfarben dann dem zweiten Satz,
dort vernichten sie alle Innigkeit. Es
:
ist ehrenwert, dass das Schweizer
Klaviertrio auf Wabervibrati verzich-
tet. Manchmal hätten sie -in kleinen
Dosen - aber nicht geschadet.
O P f
\
MUSIK ★
KLANG ★
Alexandre Tharaud
Virgin/EMI CD
(71)
Die Messlatte liegt hoch, sehr hoch
für Alexandre Tharauds erste Scar-
latti-CD. Denn der
92
-jährige Fran-
zose fährt inzwischen für jede sei-
ner Aufnahmen fast überall Bestno-
ten ein. Und anders als im Falle sei-
ner Couperin- und Rameau-CDs
bewegt er sich mit den Sonaten
Scarlattis auf einem Terrain, auf
dem seit Michelle Meyer und Clara
Haskil, Michelangeli und Horowitz
an Modellaufnahmen kein Mangel
herrscht. Neben ihnen klingen die
Darstellungen Tharauds im Ton vor
allem in den schnell genommenen
virtuosen Sätzen manchmal eher
hastig als perlend, stellenweise fast
flüchtig. Und bei aller tonlichen De-
likatesse, die Tharaud den elegi-
schen Andantino-Sonaten zukom-
men lässt, wölben sich die Meto-
diebögen bei Horowitz doch noch
um einiges „schöner“.
Für sich genommen, bleibt an der
Neuproduktion immer noch genug
Rühmenswertes. So die Breite von
Tharauds Anschlagsskala, die bis zu
einem außergewöhnlich schlanken
und klingenden Pianissimo herun-
terreicht. So die unaufdringlich freie
und „atmende“ Gestaltung, die Tha
raud jedem der
18
Stücke seiner
Auswahl angedeihen lässt, ohne je
in Manierismen à la Pogorelich oder
Pletnevzu verfallen. Da wird beson-
ders in den exquisit gespielten
Schlüssen eine Sensibilität spürbar,
die ebenso weit entfernt ist von his-
torisierender Cembalo-Nachahme-
rei wie von insistierender Werktreue.
Die Zusammenstellung enthält
wenig „Populäres“, aber viel Ent-
deckenswertes - die knappe, selten
gespielte
G-Dur-Sonate
K.
931
schlägt zum Beispiel schon ganz
Brahms’sche Töne an. Der Aufnah
mesaal klingt Gott sei Dank nicht
„holzig“, wie das französische „boi-
sé" im beigegebenen Interviewtext
sinnentstellend übersetzt ist.
ingo Harden
MUSIK ★
*
KLANG
140 STEREO 6/2011
* * * * * hervorragend Iw*** sehr gut I * * * solide I * * problematisch I * Schlei r
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